Fujifilm X-H1: Test der Profi-Systemkamera (2024)

Robuste Profikamera mit Topausstattung

Uhr

Sven Schulz

Schnell und robust: Die Profi-Systemkamera Fujifilm X-H1 soll Fotografen und Filmer überzeugen. Wie gut das klappt? Das sagt der COMPUTER BILD-Test.

Testfazit

Die Fujifilm X-H1 gehört zu den größeren Systemkameras. Die wuchtige Kamera liegt dadurch gut in der Hand. Zahlreiche Einstellräder und -tasten erleichtern die Bedienung. Die Bildqualität der X-H1 ist top, auch bei wenig Licht. Der eingebaute Bildstabilisator sorgt bei allen Objektiven für wackelfreie Bilder. Ein echtes Highlight ist der Sucher: schön groß und sehr detailreich. Der Autofokus arbeitet schnell und genau. Seine einzige Schwäche: Bei Serien mit Maximaltempo schafft er es nicht immer, die Schärfe nachzuführen.

Pro

  • Hohe Bildqualität
  • Sehr detailreicher Sucher
  • Eingebauter Bildstabilisator
  • Robustes Gehäuse
  • Hohes Tempo

Kontra

  • Genaue Schärfenachführung nur mit verringertem Tempo

Kantiges Gehäusedesign, reichlich Einstellrädern: Die

Systemkameras

von Fujifilm orientieren sich am Kameradesign der 60er- und 70er-Jahre. Der Retro-Stil zielt auf anspruchsvollere Fotografen, die Blende, Zeit und Belichtungskorrektur gern selbst einstellen. Als Topmodell fungiert die X-H1, eine wuchtige Profi-Kamera mit robustem Gehäuse und opulenter Ausstattung. Was die Profi-Kamera kann, klärt der Test von COMPUTER BILD.

Fujifilm X-H1: APS-C-Sensor

Bei der X-H1 kommt Fujifilms aktueller Topsensor im APS-C-Format (Sensorgröße 15,6x23,5 Millimeter) zum Einsatz, der ebenso in einigen kleineren Schwestermodellen steckt, etwa der

Fujifilm X-E3

und der

Fujifilm X-Pro2

. Typisch Fujifilm: Der 24-Megapixel-Sensor arbeitet mit der hauseigenen X-Trans-Technik, bei der die Farbfilter vor dem Bildsensor anders angeordnet sind. Das soll hässliche Moiré-Effekte (scheinbares grobes Raster) verhindern und ermöglicht so den Verzicht auf einen sogenannten Tiefpass- oder Anti-Aliasing-Filter, was wiederum für schärfere Bilder sorgt. Im Test überzeugte die X-H1 mit knackig scharfen und sehr detailreichen Bildern: Bis ISO 1.600 fällt der Unterschied zur Standardeinstellung ISO 200 gering aus. Danach lässt die Bildschärfe langsam nach, die ISO-Automatik kann aber getrost bei der Standardeinstellung (maximal ISO 3.200) bleiben, erst ab ISO 6.400 wird der Schärfeverlust langsam sichtbar. Hässliches Bildrauschen gibt es aber nur bei absoluten extremen ISO-Werten ab ISO 25.600 zu sehen.

Systemkamera mit eingebautem Entwackler

Die Fujifilm X-H1 ist die erste Systemkamera von Fujifilm, die einen Bildstabilisator im Gehäuse eingebaut hat. Dabei bewegt sich der Bildsensor, um die Bewegungen des Fotografen auszugleichen – die aufwendige Mechanik ist ein Grund, warum die X-H1 eine Ecke größer als das Schwestermodell Fujifilm X-T2 ausfällt. Im Test schaffte der Bildstabilisator der X-H1 bis zu 3,4 Blenden Wackelausgleich; das entspricht einer rund zehnmal längeren Belichtungszeit. Ein guter Wert, fast genauso gut wie der Bildstabilisator im Test der X-T2, der allerdings im Testobjektiv, dem Fujifilm Fujinon XF 18-55mm f2.8-4 R LM OIS, eingebaut war. Zusammen mit dem getesteten Zoom Fujifilm Fujinon XF 16-55mm f2.8 R LM WR (lichtstarkes Standard-Zoom ohne eingebauten Bildstabilisator) waren mit der X-H1 selbst mit einer Belichtungszeit von einer halben Sekunde ziemlich scharfe Bilder möglich. Wichtigster Vorteil der X-H1 gegenüber den kleineren Fujfilm-Modellen: Der Verwacklungsschutz funktioniert mit allen Objektiven, etwa den lichtstarken Porträtlinsen Fujifilm Fujinon XF 50mm f2 R WR und Fujifilm Fujinon XF 56mm f1.2 R, die keinen eingebauten Stabilisator haben.

Fujifilm X-H1: Schwerer, dafür extrarobust

Schon das bisherige Topmodell Fujifilm X-T2 war für schlechtes Wetter ausgelegt und aufwendig gegen Staub und Wasser abgedichtet. Die X-H1 legt eine Schippe drauf: Das Gehäuse ist aus einer dickeren Magnesiumlegierung. Das macht die X-H1 etwas schwerer (Gewicht mit dem getesteten XF 16-55 f2.8 R LM WR: 1.331 Gramm), aber widerstandsfähiger gegen Schläge und Stürze. Das Gehäuse der X-H1 ähnelt der X-T2, fällt allerdings etwas größer aus. Dadurch passt auf die Oberseite der Kamera ein Zusatzdisplay, das die wichtigsten Einstellungen der Kamera anzeigt, etwa Belichtungsmodus, Belichtungszeit und Blende. Der Griff der X-H1 ist üppig dimensioniert und ermöglicht dem Besitzer einen festen Halt der Kamera.

Überarbeiteter Autofokus

Der Autofokus sitzt Systemkamera-typisch auf dem Bildsensor, wurde aber gegenüber den älteren Modellen durch ein Software-Update verbessert (gibt es für ältere Modelle wie die X-T2 per

Firmware-Update

). So arbeitet der Autofokus jetzt bis zum Lichtwert -1 mit dem schnelleren Phase-Change-Verfahren (Phasenwechsel-Verfahren) und schaltet erst danach zur langsameren Kontrastmessung um. Zudem ist Autofokus auch bei einer maximalen Blende 11 möglich, etwa wenn die Kombination Tele-Zoom Fujifilm Fujinon XF 100-400mm f4.5-5.6 R LM OIS WR und Zweifach-Konverter an der Kamera steckt. Im Test brauchte die X-H1 bei Tageslicht 0,23 Sekunden zum Scharfstellen und Auslösen, bei Schummerlicht 0,28 Sekunden. Keine Rekordwerte, aber für Schnappschüsse und Actionfotos schnell genug.

Maximaltempo oder perfekte Schärfe

Bei der Schärfenachführung für Serienaufnahmen erreicht die X-H1 das Niveau von Topkameras wie der

Canon EOS-1D X Mark II

, der

Nikon D500

oder der

Sony Alpha 9

: Bei maximalem Serienbildtempo (CH) stehen nur die Messfelder in der Bildmitte zur Verfügung, die seitlichen Messfelder lassen sich nur mit einer langsameren Einstellung, etwa CM, nutzen. Zudem waren bei Maximaltempo immer mal wieder unscharfe Bilder in den Serien. Wer nicht das Maximaltempo ausnutzt, muss dagegen nicht mit unscharfen Bilder rechnen – dann führt die X-H1 genau nach. Serien schießt die X-H1 mit 7,91 Bildern pro Sekunde; hier ist in etwa so schnell wie die X-T2 (8,35 Bilder pro Sekunde).

Fujifilm X-H1: Test der Profi-Systemkamera (1)

Die aktuellen Kamera-Neuheiten

Foto: Canon

Fujifilm X-H1: Mehr Akku-Power

Der Akku der X-H1 ist ein alter Bekannter: Der NP-W126S steckt auch in vielen anderen Systemkameras von Fujifilm, etwa der Fujifilm X-E3. Beim Fotografieren hält der Stromspender ziemlich lange. Im Test schaffte die X-H1 1576 Bilder mit einem Akku. Damit kommen Fotografen meist über den Tag, wenn sie bei längeren Pausen zwischen den Fotos die Kamera ausschalten. Bei der X-H1 kein Problem, denn die Kamera ist schnell wieder an (Einschaltzeit 0,67 Sekunden). Filmen zehrt stärker am Akku, da die gesamte Elektronik samt Bildsensor und Display oder Sucher im Dauerbetrieb ist. Da lohnt sich der Batteriegriff (VPB-XH1), der zwei zusätzliche Akkus aufnimmt und so die Ausdauer verdreifacht. Eher für Fotografen nützlich: Der Batteriegriff bietet einen zweiten Auslöser für Hochformataufnahmen. Der Handgriff kommt serienmäßig mit einem Netzteil, dank dem sich die Akkus im angesetzten Griff aufladen lassen. Der Batteriegriff sorgt auch für Tempo bei Serien: Mit ihm schafft die X-H1 bis zu elf Bilder pro Sekunde, mit dem elektronischen Verschluss sogar bis zu 14 Bilder pro Sekunde drin. Nachteil: Da die Auslesung des Bildsensors zeilenweise geschieht, kann das bei Motiven, die sich schnell bewegen, zu Verzerrungen führen.

Fujifilm X-H1: Test der Profi-Systemkamera (2)

Detailreicherer Sucher mit OLED-Technik

Der eingebaute Sucher funktioniert mit der

OLED-Technik

. Gegenüber den kleineren Systemkameras der X-Serie hat die Auflösung zugelegt. Wie bei der Mittelformatkamera

Fujifilm GFX 50S

arbeitet der Sucher mit 1280x960 Pixeln – das sorgt für ein sehr detailreiches Bild. Der Sucher fällt minimal kleiner als bei der X-T2 aus, ist mit einer 0,75-fachen Suchervergrößerung aber in etwa so groß wie bei einer Vollformat-Spiegelreflex. Einen spürbar größeren Sucher bieten nur sehr wenige Kameras, neben der Fujifilm GFX 50S beispielsweise die

Panasonic Lumix G9

. Gut für sich schnell bewegenden Motiven oder schnelle Kameraschwenks: Im sogenannten Boost-Modus arbeitet der Sucher schneller und zeigt bis zu 100 Bilder pro Sekunde. Die höhere Auflösung des Sucher ist ein echter Vorteil: Selbst kleinteilige oder stark gemusterte Motive werden sehr detailreich dargestellt. Im direkten Vergleich sehen Sucher mit der Standardauflösung 1024x768 Pixel wie bei der X-T2 oder der

Sony Alpha 7 III

fast schon grob und etwas pixelig aus.

Fujifilm X-H1: Test der Profi-Systemkamera (3)

Fujifilm X-H1: Topvideos in 4K

Wie die meisten neuen Systemkameras nimmt die X-H1 Videos in

4K-Auflösung

auf. Dabei wählen Filmer zwischen UHD (3840x2160 Pixel) und Cinema 4K (4096x2160 Pixel). In UHD sind maximal 30 Bilder pro Sekunde möglich, in Cinema 4K maximal 24 Bilder pro Sekunde. Eine höhere Datenrate (maximal 200 Megabit pro Sekunde) soll zusätzlich die Bildqualität verbessern. Im Test konnten die Videos der X-H1 mit detailreichen und knackig scharfen Bildern begeistern. Nur in dunkleren Bildpartien gab es etwas wenige Detailabstufungen zu sehen. Wer mit schnellen Schwenks oder Action filmen will, nimmt die Videos aber besser in Full HD (1920x1080 Pixel) auf. Hier sind bis zu 60 Bilder pro Sekunde möglich, im Zeitlupenmodus sogar bis zu 120 Bilder pro Sekunde. Dann nimmt die X-H1 maximal sechs Minuten am Stück auf. Ansonsten sind mit Full HD bis zu 20 Minuten ohne Unterbrechung drin, mit 4K maximal 15 Minuten. Profi-Filmer sollten mit dem Handgriff filmen; der bietet nicht nur zwei zusätzliche Akkus, sondern auch eine Kopfhörerbuchse. Sehr nützlich, wenn man später den Originalton der Videos verwenden will.

Klassische Bedienung von Blende und Belichtung

Wer Blende und Belichtungszeit gern selbst einstellt, hat es bei der X-H1 sehr leicht. An fast allen Objektiven befindet sich ein Drehring zur Blendeneinstellung, an der Kamera ein Zeitenwahlrad. Beide stellen Nutzer optional auf Automatik. So lässt sich zwischen den Belichtungsautomatiken wechseln oder komplett manuell fotografieren. Die Einstellräder für ISO-Einstellung und Belichtungszeit haben beide einen Druckknopf, um die gewählte Einstellung zu sperren. Für die Belichtungskorrektur gibt es – anders als bei der X-T2 – kein Extrarad mehr (da sitzt jetzt das Zusatzdisplay), sondern eine Taste – den Korrekturwert legt man dann über das Einstellrad fest.

Fujifilm X-H1: Test der Profi-Systemkamera (2024)
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