Japanischer Pfundskerl (2024)

Japanischer Pfundskerl

|Von:Moritz Wanke

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Die Fujifilm X-H1 gehört im Test zu den besten Kameras ihrer Klasse. Der APS-C-Sensor mit 24 Megapixel serviert selbst bei hoher ISO beste Bildqualität, der Autofokus überzeugt mit Tempo und Genauigkeit während der Video-Modus mit DCI-4K-Auflösung und zahlreichen Profi-Funktionen kräftigt punktet. Kritik für die Fujifilm X-H1 gibt’s im Test lediglich für die kurze Akkulaufzeit sowie Bildserienlänge. Das bullige Gehäuse dürfte hingegen Geschmackssache sein.

Vorteile

5-Achsen-Bildstabilisator

Schulterdisplay

Zahlreiche Software-Optimierungen

Klasse Bildqualität selbst bei hoher ISO

Robustes und hochwertiges Magnesiumgehäuse ...

Nachteile

... das aber sehr bullig ausfällt

Recht kurze Akkulaufzeit

Kopfhörerausgang nur via Batteriegriff

kurze Serienlänge

Fujifilm X-H1: Im Test wie eine Bleifeder

Haben Sie schon mal einen Elefanten auf Zehenspitzen laufen gesehen? Beim Versuch, sich dies vorzustellen, entsteht ein merkwürdiges, ja fast schon komisches Bild im Kopf. Doch die Metapher trifft bestens auf die Fujifilm X-H1 im hiesigen Test zu: groß und bullig wie eine DSLR, leise und leichtfüßig wie eine DSLM. Ein Widerspruch, der keiner sein muss. Das hochwertige Gehäuse mit seinen über 700 Gramm Kampfgewicht wirkt zwar bullig, dafür aber robust und hochwertig. Doch trotz der opulenten Baumaße überraschen Leichtigkeit und geringe Lautstärke: Bereits auf ein sanftes Streicheln reagiert der Auslöser. Der Autofokus sucht. Der Motor beschleunigt. Die Schärfe sitzt. Was für ein Tempo! Etwas mehr Druck auf die Taste, schon schnappt der kaum hörbare mechanische Verschluss zu – das Bild ist im Kasten. Schnell, leise, fast unbemerkt. Und trotzdem dürfte das für potenzielle Käufer nur bedingt der Grund sein, die rund 1.900 Euro für das Gehäuse auszugeben.

Noch weniger erklärt es die bullige Bauweise der Fujifilm X-H1. Vielmehr liegen die Gründe tief im Inneren des Gehäuses: ein mechanischer 5-Achsen-Bildstabilisator, der so gut arbeitet, dass er einen andere X-Modelle fast vergessen lässt. Um bis zu 5,5 Lichtwerte längere Belichtungen soll der Verwacklungsschutz laut Hersteller beim Fotografieren aus der Hand ermöglichen. Rechnen wir mal nach: Bei umgerechneten 83 mm Kleinbild-Brennweite erstrahlen Aufnahmen noch bei einer 1/8 Sekunde scharf. Folgt man der üblichen Belichtungsempfehlung 1/Brennweite und startet bei 1/100 Sekunde, ergibt das eine Verlängerung von etwa vier Lichtwerten. Gut, das mag nun nicht ganz an die Herstellerangabe herankommen. Allerdings variiert diese Leistung ohnehin von Fotograf zu Fotograf – womöglich auch in Abhängigkeit vom jeweiligen Kaffeekonsum.

Außerdem ist es ja nicht so, dass die Fujifilm X-H1 einen Bildstabilisator zwingend nötigt hätte. Denn einer von zwei Hauptgründen dafür liegt darin, zugunsten niedriger ISO-Werte längere Verschlusszeiten zu ermöglichen. Anders ausgedrückt, um Bildrauschen zu minimieren und Details zu erhalten. Doch Kenner wissen seit der X-Pro2 um die hervorragende Leistung des X-Trans-III-Sensors mit 24 Megapixel in APS-C-Größe. Dieses bewährte Duo markiert auch bei der Fujifilm X-H1 das Herzstück und überzeugt über den gesamten Standard-ISO-Bereich. Zwischen ISO 100 und 12.800 liegen gerade einmal rund 200 Linienpaare pro Bildhöhe – sowohl in puncto Kantenschärfe als auch Detailtreue. Lediglich Bildrauschen zeigt sich in der 100-Prozent-Ansicht schon ab ISO 6.400. Diese hervorragende Leistung erzielen nicht einmal einige Konkurrenten mit ihrem mehr als doppelt so großen Kleinbildsensor. Entsprechend beeindruckt diese Bildqualität jedes Mal aufs Neue.

Fotostrecke: Fujifilm X-H1 inkl. Praxis-Fotos

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Fujifilm X-H1: Videomodi für Kinofilme

Niedrige ISO bildet also einen von zwei Hauptgründen. Und der andere? Video, das in der Historie der X-Serie bislang nur eine Nebenrolle gespielt hat. Das ändert sich spätestens mit der Fujifilm X-H1. Denn bei interner DCI-4K-Aufzeichnung mit 24 oder 23,98 Bildern pro Sekunde, bis zu 200 MBit Datenrate sowie dem flachen F-Log-Profil plus 4:2:2-Farbabtastung rutscht die DSLM langsam Richtung Kinokamera. Umso passender daher, dass die X-H1 die neue Filmsimulation „Eterna“ mitbringt, die sich mit ihren farblich leicht entsättigten Tönen am gleichnamigen Analogmaterial für Kinofilme orientiert. Keine Sorge: Die Simulation findet auch im Fotomodus Verwendung. Und in anderen Videomodi wie Ultra HD mit bis zu 30 Bildern/s sowie Full-HD-Zeitlupen mit 120 Bildern/s. Lediglich einen HEVC-Codec zusätzlich zu h.264 und 10-Bit-Aufzeichnung hebt sich Fujifilm wohl für spätere Modelle auf.

Doch deshalb die Ausstattung der Fujifilm X-H1 zu bemängeln, wäre alles andere als angebracht. Denn das gegen Staub und Regen abgedichtete Gehäuse beherbergt so ziemlich alles, was bei Anhängern der Fotokunst auf der Wunschliste steht. Angefangen beim scharfen 3,0-Zoll-Display, das neben einer praktischen Klapp- auch eine Touchfunktion mitbringt, mit der sich bequem der Fokuspunkt verlagern lässt. Im Menü zu navigieren, klappt damit jedoch nicht. Das übernehmen der Fokus-Joystick und das Vier-Wege-Steuerkreuz, die ebenfalls die Rückseite zieren. Den OLED-Sucher hat Fujifilm dagegen ein wenig optimiert. Die 0,75-fache Suchervergrößerung hat im Vergleich zur X-T2 zwar minimal ab-, die Auflösung mit rund 3,7 Millionen Subpixel dafür um gut 50 Prozent zugenommen. Allerdings wirkt der Kontrast des Suchers etwas stark. Im Optionsmenü die „EVF Helligkeit“ von »Auto« manuell auf »+3« zu stellen, kommt dem späteren Bildergebnis deutlich näher. Diese erinnert ein wenig an den Sucher aus der Mittelformat-Kamera Fujifilm GFX 50S. Wenig verwunderlich, handelt es sich wohl um eine direkte Übernahme. Ebenso wie eine weitere Feinheit, die sich rechts auf der Gehäuseoberseite findet: das Schulterdisplay.

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Fujifilm X-H1: Etwas ist anders

Auf dem etwa zwei mal zwei Zentimeter großen und beleuchteten LCD flimmern in gut ablesbaren Lettern alle wichtigen Einstellungen, der Akkustand sowie der jeweils noch freie Speicherplatz auf den SD-Karten. Der einzige Nachteil dabei: Das von anderen X-DSLMs gewohnte Rad zur Belichtungskorrektur musste dem LCD weichen. Dafür gibt es nun eine Taste rechts neben dem Auslöser. Das bedarf ein wenig der Umgewöhnung – ist aber nach wenigen Stunden integriert.

Das weitere Layout bleibt nahezu unverändert: Zwei doppelt geschichtete Rändelräder für ISO/Aufnahmemodus sowie Verschlusszeit/Belichtungsmessung befinden sich auf der Oberseite, zwei Jogräder auf Vorder- und Rückseite, dazu kommen insgesamt 14 quer verstreute Direkttasten inklusive »AF on«.

Daher nochmals: An Ausstattung mangelt es wahrlich nicht. Doch an anderer Stelle schwächelt die X-H1 etwas – bei der Geschwindigkeit. Zugegeben, schwächeln ist etwas übertrieben, denn ein selbst unter Schwachlicht extrem schneller sowie treffsicherer Autofokus, die rasante minimale Verschlusszeit von 1/32.000 Sekunde sowie die Serienaufnahme von knapp 14 Bildern pro Sekunde klingen alles andere als träge. Wäre da nicht die recht kurze Serienlänge: Bereits nach 41 JPEGs und sogar nur 23 RAWs gerät die X-H1 ins Stottern. Das überrascht, weil beide SD-Kartenschächte mit flottem UHS-II-Standard arbeiten. Da sollte in Zukunft sicher mehr gehen. Was heute schon geht: den mechanischen beziehungsweise ersten elektronischen Verschlusshang zu nutzen und das Serientempo auf acht Bilder pro Sekunde zu begrenzen, wodurch sich die Serienlänge fast verdoppelt. Denn nur mit komplett elektronischem und folglich lautlosem Verschluss erzielt die X-H1 das volle Tempo.

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Fujifilm X-H1: Batteriegriff dreifach empfehlenswert

Ferner wäre eine längere Akkulaufzeit wünschenswert. 220 bis 450 Auslösungen und 66 UHD-Videominuten sind eher unterer Durchschnitt. Abhilfe schafft der optionale Batteriegriff VPB-XH1 für rund 350 Euro, der Platz für zwei weitere Akkus bietet und die Laufzeit somit verdreifacht. Das Kit zusammen mit dem Body und allen drei Akkus für rund 2.200 Euro erscheint insofern sehr empfehlenswert. Nicht zuletzt, da der angesetzte Griff einen Kippschalter für den Boost-Modus besitzt. Wird er aktiviert, hebt das die Sucher-Bildrate auf 100 Hertz und die Serienaufnahme mit mechanischem Verschluss von acht auf elf Bilder pro Sekunde. Auch Filmer sollten sich den Griff gönnen, um so einen Kopfhörerausgang zu besitzen, mit dem sie ihr hochauflösendes 24-Bit-Tonmaterial besser kontrollieren können.

Der Nachteil ist, dass der Griff die ohnehin schon große DSLM zusätzlich vergrößert. Denn die Fujifilm X-H1 markiert die bislang bulligste, schwerste und nicht zuletzt die teuerste aller X-Kameras. Allerdings auch die beste. Und daher wollen wir über die Größe nur noch flüsternd klagen.

Fotostrecke: Fujifilm X-H1 inkl. Praxis-Fotos

Kaufberatung: Alle X-DSLMs im Test und Vergleich

Ähnliche Leistung, nur ohne Bildstabilisator: Die etwas günstigere X-T2 überzeugt ebenfalls und bietet sich als ebenbürtige Alternative zur X-H1 an.

Identisch superbe Bildqualität und handlicheren Design plus OLED-Sucher im Messsucher-Design: Die X-E3 bildet eine empfehlenswerte Alternative im deutlich handlicheren Format.

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Über die verfassende Person

Moritz Wanke leitete als Chefredakteur die Foto-Fachmagazine CHIP FOTO-VIDEO und N-Photo. Dabei begeistert er sich schon seit Analogzeiten für die Fotografie, insbesondere im People-Bereich. Seine Schwerpunkte liegen auf Test und Technik von Kameras sowie Foto-Zubehör.

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Author: Edmund Hettinger DC

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Birthday: 1994-08-17

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Job: Central Manufacturing Supervisor

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